7. Juli 2021, online. Transparenz ist gefordert. Wie Unternehmen ein angemessenes Maß an Offenheit tatsächlich glaubwürdig und ehrlich umsetzen können, dazu bot der VZ Impulsnachmittag dank der fundierten Impulsbeiträge von Zotter Schokoladen, Deutsch Ordens Krankenhaus Friesach und w&p Zement zahlreiche Anregungen und Beispiele.

 

Vertreterinnen und Vertreter aus rund 20 Unternehmen und Organisationen trafen sich online zum fachlichen Austausch darüber, wie Unternehmen ein angemessenes Maß an Transparenz und Offenheit sicherstellen können. Dies anhand konkreter Beispiele aus drei unterschiedlichen Branchen und Bereichen. „Es ist immer wieder hochinteressant zu beobachten, wie viele gemeinsame Themen es in den verschiedensten Branchen gibt. Und immer wieder nehme ich neue Ideen mit, diesmal sicher die mögliche Präsentation des Betriebes durch 3D-animierte Bilder“, formuliert Ernst Benischke, einer der Impulsgeber, der ärztliche Leiter und Geschäftsführer des Krankenhauses des Deutschen Ordens Friesach im Nachklang.

Den Reigen der Impulsbeiträge eröffnete Susanne Luef, die Marketingverantwortlich von Zotter. Seit langem schon ist der Verarbeitungsprozess der Schokoladeproduktion sehr offen gehalten, weil viele Konsumenten nicht wissen, woher Kakao und Schokolade kommen und unter welchen Voraussetzung die Kakaobauern die Bohnen anbauen. „Zudem geben wir Einblick in technische Abläufe und Arbeitsprozesse, um Verständnis und Vertrauen in unsere Produkte und Prozesse zu schaffen, so Luef. Sie betont die Sorgfalt im Umgang mit den Lieferanten. Wenn Gäste der Schokolademanufaktur als ‚Insider‘ informiert werden, die MitarbeiterInnen bei ihrer Arbeit sehen und auch sehen, dass einmal Schachteln irgendwo herumstehen, das gibt einen ehrlichen Einblick. Ehrlichkeit steht auch bei Kritik im Vordergrund. „Die kommt natürlich auch, aber wir beantworten immer direkt und haben keine Textbausteine dafür. Es kann auch sein, dass einmal der Chef selbst antwortet, wenn es notwendig ist.“ Auch über Grenzen spricht Luef, die das Unternehmen im Umgang mit Transparenz zieht. „So geben wir keine Adressen unserer Kakaobauern weiter, auch zu deren Schutz.“

Der zweite Beitrag führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine ganz andere Welt, jene des Krankenhauses. Ernst Benischke stellt ein neues Produkt, das Shark Screw Transplantat vor, eine Schraube aus menschlichem Knochenmaterial, die anstelle von Metallschrauben im orthopädischen Bereich bei Operationen eingesetzt wird. Sie erspart die zweite Operation und bietet eine Reihe von Vorteilen, sowohl für den Patienten wie auch für das Krankenhaus selbst. Bei solchen Innovationen gibt es hohen Informationsbedarf, so Benischke. Allerdings ist Vorsicht bei der Bewerbung oberstes Gebot. „Bei uns stellt sich generell die Frage, wo können wir Transparenz überhaupt anbieten?“ Der Transparenzansatz der Innovation bietet hierzu einen guten Überblick. Social media mit einer starken Facebook-Community und Podcasts geben Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des Hauses. Das Wertvollste ist im Gesundheitswesen jedenfalls die Mundpropaganda von Patienten, die mit solchen neuen Produkten zufrieden sind, so Benischke weiter. Im Blick auf die Zukunft wird die Transparenz über Operations- und Patientenzahlen eines Hauses an Bedeutung gewinnen. Auch die Einführung von EMAS, die derzeit läuft, wird neue Zahlen liefern: Wasser, Abwasser und der CO2 Wert je Patient sind bei uns besonders relevant, so Benischke.

Peter Ramskogler, Vertriebsdirektor der w&p Zement am Standort Wietersdorf beginnt selbstkritisch. „Die Zementindustrie war über lange Zeit eine sehr verschlossene Industrie, Zugeständnisse wurden über Genehmigungsprozesse abgewickelt und Anlagen waren generell nicht öffentlich zugänglich. Das hat sich nach Jahren harter Arbeit geändert. „Heute werden wir als moderner Betrieb wahrgenommen und gehen derzeit den Weg vom saubersten zum transparentesten Zementwerk Europas. Dazwischen lag der hinreichend bekannt HCB-Skandal des Werks, der als erste Reaktion des neuen Führungsteams dazu führte, alle Zahlen und Daten zu veröffentlichen. „Viel zu viel war das in der ersten Phase“, so Ramskogler, „was weiter zur Verunsicherung beigetragen hat.“ Heute sei der neue offene Weg tief im Unternehmen verankert. Es gibt eine regelmäßige Einbindung der Bürger und Führungen. Und ganz neu ist die Möglichkeit, sich virtuell das Werk anzusehen und damit auch in Bereiche Einblick zu bekommen, die sonst aufgrund der Prozessabläufe nicht besuchbar wären, der Drehofen, der Bergbau, das Brennstofflager. „Das schafft endlich Vertrauen und wir können alte Vorurteile entkräften, indem sich jeder davon überzeugen kann, wie und womit wir arbeiten.“

Abschließend kamen Themen wie ungewollte Transparenz in die Diskussion. Hier spiele eine aktive Informationspolitik als Reaktion und Antwort eine wesentliche Rolle, zudem zeitnaher, sachlicher und klarer Umgang auch mit Kritik. Das könne auch Chefasche einmal werden, sind die Impulsgeber einig.

 

Am online Impulsnachmittag am 7.7.2021 nahmen u.a. VertreterInnen folgender Unternehmen teil: autArK, CTP, Deutsch-Ordens-Krankenhaus Friesach, E-Werk Gösting V. Franz, FH Kärnten, FunderMax, Hasslacher Norica Timber, Hirsch Servo, KABEG, KNAPP, Landwirtschaftskammer Kärnten, myAcker, MOKI Kärnten, Steiermärkische Sparkasse, STW Klagenfurt, Styria Media Group, Wirtschaftskammer Kärnten, w&p Zement, Zotter.