Netzwerkerin aus Leidenschaft

Der Kopf und das Herz des Netzwerks „Verantwortung zeigen!, kurz VZ“ ist Iris Straßer, die das Netzwerk vor mittlerweile 13 Jahren gründete. Ein Portrait, verfasst von Monika Unegg.

 

Eigentlich hätte Iris Straßer Steuerberaterin werden sollen. Ihr Vater hatte eine der größten Kanzleien des Landes und hoffte, dass die Tochter sie nach Abschluss des humanistischen Gymnasiums übernehmen würde. Doch Iris‘ Interessen lagen jenseits des Zahlenuniversums. Dennoch entschloss sie sich für das Studium der Betriebswirtschaft in Graz, klopfte aber gleichzeitig an die Pforte des Franziskusheimes in Klagenfurt, das damals von Nonnen geführt wurde. Dort teilte sie der überraschten Klosterschwester mit, dass sie Interesse habe, den Sommer über hier unentgeltlich zu arbeiten. Man habe zwar noch nie Praktikanten gehabt, meinte die Nonne, aber warum nicht. Man könne es ja einmal probieren, meinte sie. Diese Tätigkeit zwei Sommer hintereinander war eine prägende Erfahrung für die junge Iris.

Später, während ihrer Dissertation entdeckte sie ihre Freude am und ihr Talent fürs Netzwerken. Sie arbeitete im Büro eines Steuerberaterkollegen ihres Vaters und koordinierte ein bis dahin kaum funktionierendes österreichweites Wirtschaftstreuhandnetzwerk. Daraus erschloss sie ‚ihr‘ Geschäftsfeld, als sie mit ihrem Mann die Beratungsgesellschaft Strasser & Strasser in Klagenfurt aufbaute. Die junge Mutter dreier Kinder moderierte und begeleitete im Rahmen privater und öffentlicher Aufträge Kooperationen und innovative Rahmenstrukturen, koordinierte Möbelhändler, aber auch Erwachsenenbildungseinrichtungen, evaluierte Gesetze, bereitete Richtlinien vor und entwickelte Förderrichtlinien.

Vielfältige Einsatzfelder, aber irgendwie blieb da das Gefühl: „Das ist zu wenig. Ich kann nichts bewegen.“ Das Thema Corporate Social Responsibility – der Beitrag der Wirtschaft für die Gesellschaft – hatte es ihr angetan. So initiierte sie 2006 das EU-Projekt „Verantwortung zeigen“ gemeinsam mit WK, IV, der katholischen Kirche und Partnern aus Südtirol und Wien. Über einen Zeitraum von sechs Monaten waren 45 Unternehmen und Sozialpartner mit über 25.000 Mitarbeitern allein in Kärnten in dieses INTERREG-Projekt eingebunden.

Der Erfolg bestärkte sie und sie beschloss: „Da machen wir weiter!“ Anfangs begann sie ehrenamtlich mit der Vernetzung über die Branchen hinweg, bis sie das Netzwerk „Verantwortung zeigen!, kurz VZ“ 2008 auf professionelle Beine stellte. Mittlerweile ist Straßer nur mehr im Netzwerk tätig und als Expertin für Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung geschätzt, nebenbei gibt sie ihr Wissen an der FH Kärnten und der Universität Klagenfurt an junge Menschen weiter. Die Finanzierung des Netzwerks erfolgt durch die Unternehmen, die Beiträge sind nach Größe gestaffelt. Niemand kann sich „einkaufen“, jeder ist gleichberechtigter Partner. Das Netzwerk steht so auf vielen tragfähigen Beinen. Es kommt ohne öffentliche Förderung aus und möchte sich diese Unabhängigkeit weiter bewahren.

 

Monika Unegg, 12/2020