Interview Harald Kogler, Vorstand Hirsch Servo AG im Rahmen der Interviewserie „Chancen sehen“ des Verantwortung zeigen! Netzwerks.

Die Interviewserie lässt uns an den persönlichen Erfahrungen während der Zeit der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 teilhaben und an jenen Perspektiven, die sie für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft daraus gewonnen haben.

 

  1. Was waren die wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten Wochen?

Auch in Krisenzeiten gilt es besonnen Entscheidungen zu treffen und tagtäglich auf neue Situationen zu reagieren. Die besten langfristigen Strategien nützen nichts, wenn man nicht flexibel ist, um kurzfristig andere Wege einzuschlagen. Unser Firmenmotto „Mit Ideen expandieren“ passt hervorragend. Denn nur wer auch in herausfordernden Zeiten kreative Lösungsansätze präsentieren kann, wird langfristig erfolgreich sein.

 

  1. Was war der wohl prägendste Moment?

Sehr geprägt hat mich mein Schlafdefizit. Man schläft einfach weniger, wenn man die Verantwortung für 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt. Neue Wege brauchen wir in den Bereichen, in denen wir in Europa komplett abhängig sind von Asien. Und wir müssen als vereintes Europa auftreten, die Grenzschließungen sind ein Horror. Hier wird ein Umdenken stattfinden müssen.

Der prägendste Moment war aber wohl der, als das Virus auch im Freundeskreis Einzug hielt.

 

  1. Was ist das Allerwichtigste, das Sie sich wünschen, dass wir aus der Krise lernen?

Noch vor wenigen Wochen hätten wir uns alle nicht vorstellen können, wie sich unser Leben von mehr oder weniger einen Tag auf den anderen verändern kann. Diese Pandemie stellt uns vor eine enorme gesellschaftliche, wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Herausforderung. Ich glaube, dass generell ein Umdenken stattfinden wird müssen. Wir alle sind gefordert, unser Wirken und Miteinander zu überdenken und anders zu gestalten. Ich persönlich werde sicher nie wieder so viel beruflich reisen wie bisher.

In wirtschaftlicher Hinsicht wünsche ich mir, dass wir uns in Europa unabhängiger machen von Asien und als Einheit auftreten. Die Grenzschließungen sind ein Horror.

 

  1. Wo braucht es in Wirtschaft und Gesellschaft auch neue Wege?

Das Coronavirus stellt nicht nur Gesundheitsbehörden weltweit vor enorme Herausforderungen, auch die Wirtschaftspolitik muss einen ambitionierten neuen Weg beschreiten, um eine Corona-Wirtschaftskrise zu verhindern. Ohne staatliche Hilfe werden Unternehmen im Sozialbereich nicht überleben können. In der Wirtschaft wird man sich genau ansehen müssen, wo staatliche Hilfe wirklich sinnvoll ist, um nicht Gelder in Unternehmen zu stecken, die auch vor der Coronakrise in Schieflage waren.

 

  1. Welches Motto würden Sie der Zeit nach Corona zuschreiben wollen?

Weniger ist mehr.

 

  1. Welches Glück haben Sie in den letzten Wochen entdeckt?

In herausfordernden Zeiten wie diesen zeigt sich einmal mehr, wie wichtig der Rück- und Zusammenhalt von Familie und Freunden ist.

 

30. April 2020